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Mit gutem Beispiel vorangehen

Marion Reichhold ist Obermeisterin der Zimmerer-Innung Schweinfurt.

Marion Reichhold wurde von der Zimmerer-Innung Schweinfurt zur ersten Zimmerer-Obermeisterin Bayerns gewählt. Wir haben mit der Unterfränkin darüber gesprochen, wie sie zu dem Ehrenamt kam und was sie sich dafür vorgenommen hat.

Frau Reichhold, herzlichen Glückwunsch zur Wahl als Obermeisterin der Zimmerer-Innung Schweinfurt! Wie fühlt sich das an und was hat sich seitdem für Sie verändert?

Ich bin sehr stolz, dass meine Innung mich einstimmig gewählt hat, gerade  auch als Frau. Es sind zwar jetzt doch  auch mehr Frauen in dem Beruf tätig, aber er ist immer noch  männerdominiert. Die ersten Tage musste ich das erstmal sacken lassen, weil es ja schon ein Ehrenamt mit einer Verantwortung ist. Bisher hat sich noch nicht viel geändert, das wird sicher noch kommen.

Was oder wer hat Sie motiviert, das Amt anzutreten und sich ehrenamtlich zu engagieren?

Dadurch dass unser langjähriger Obermeister Hans Feser seinen Betrieb Mitte des Jahres aufgeben wird, scheidet er auch aus der Innung aus. Wir wären alle froh gewesen, wenn er es noch ein paar Jahre gemacht hätte. Aber so hat sich die Frage gestellt: „Wer macht es jetzt?“. Allen 14 Mitgliedsbetrieben war es wichtig, dass die Zimmerer-Innung weiterbesteht
und eigenständig bleibt. Es gab also eine Sitzung der alten Vorstandschaft im Vorfeld, bei der überlegt wurde, wer es zukünftig machen könnte. Der Großteil der in Frage  kommenden hat dankend abgelehnt. Ich habe auch darüber nachgedacht, mich aber zuerst dagegen entschieden. Ich konnte nicht abschätzen, wie viel Arbeit da auf mich zukommt. Und ich wusste nicht, ob ich da als Frau so akzeptiert werde. Unser bisheriger Obermeister hat mir aber gut zugeredet und mich bestärkt. Am Tag der Innungsversammlung habe ich mich dann umentschieden.

Was haben Sie sich in dem Ehrenamt vorgenommen?

Ich möchte die Innung im Sinne meines Vorgängers weiterführen und vielleicht neue Mitglieder gewinnen. Außerdem würde ich mir wünschen, dass der Beruf des Zimmerers bzw.
das Handwerk insgesamt wieder einen größeren Stellenwert in den Köpfen der Leute bekommt. Ich hoffe, dass wir das gemeinsam schaffen – wir haben ja eine komplett neue  Vorstandschaft gewählt. Außerdem würde ich mir wünschen, dass auch zur Kenntnis genommen wird, dass ich als Frau zur Obermeisterin gewählt wurde. Vielleicht ändert sich etwas, wenn die anderen sehen, dass auch eine Frau dieses Amt ausführen kann und keine Angst hat, sich der Herausforderung zu stellen.

Sie sind die erste Zimmerer-Obermeisterin Bayerns – war Ihnen das bewusst? Spielt das für Sie eine Rolle?

Ja, das war mir bewusst. Ich wusste, dass es bisher mit Martina Fischer als stellvertretende Obermeisterin der Zimmerer-Innung Bayreuth erst eine Frau in den vorderen Reihen gibt. Meine Innung hat sich ja bewusst für mich als Obermeisterin entschieden und mir wurde von allen Seiten Unterstützung zugesagt, das ist ein schönes Gefühl. Jetzt bin ich auch ein bisschen stolz darauf, die erste Obermeisterin einer Zimmerer-Innung in Bayern zu sein. Natürlich hoffe ich, dass ich nicht die einzige Obermeisterin bleibe – vielleicht findet sich in der ein oder anderen Zimmerer-Innung noch eine Frau, die auch ein Amt übernimmt. Ich hoffe, dass ich da mit gutem Beispiel vorangehen kann.

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